Bei Starkstrom-Vorführung
im Faradayschen Käfig

   
>> NOTIZEN „DEUTSCHES MUSEUM“
 
         
   

Dies war mein erstes größeres Reportage-
projekt. Gerade erst — Anfang 1996 — hatte
ich mich als Fotograf selbständig gemacht
und brauchte eine spannende Reportage, mit
der ich mich in den Bildredaktionen vorstellen
konnte. Außerdem galt es ein Experimentier-
feld für neu angeschaffte Lichttechnik zu
finden.
      Ich lebte nicht weit von München, und so
fiel meine Wahl auf das Deutsche Museum.
Die Nähe brachte große Vorteile: Zum einen
fielen keine Reisespesen an, andererseits
konnte ich die meisten Motive jederzeit neu
fotografieren, wenn ich sah, daß etwas beim
ersten Mal nicht wie geplant geklappt hatte.
     Nachdem ich Kontakt zur Pressestelle auf-
genommen hatte und mir Tür und Tor offen-
standen, konnte ich loslegen. Zeitdruck hatte
ich nicht (welch Luxus!), und so nahm ich mir
zunächst eine Woche, um das Museum von
oben bis unten zu besichtigen, ein Rundgang
von insgesamt rund 17 Kilometern!

 

Auf Karteikarten notierte ich alle Motive, die
ich fotografieren wollte; es müssen hunderte
gewesen sein. Dann zog ich drei Monate lang
fast jeden Morgen um 9 Uhr ins Museum ein,
mit einer Handvoll Karteikarten und der Sack-
karre voll Fotokrempel: Kameras, Stative,
Blitzlampen, Kabeltrommeln, schwarzer Stoff...
      Drei Monate! Im nachhinein natürlich viel
zuviel Zeit. Viel überflüssiges fotografierte
ich, Exponate ohne Ende; ich mußte erst
lernen, wichtiges von nebensächlichem zu
unterscheiden. Aber auch durch die Arbeit an
den überflüssigen Motiven konnte ich lernen.
      Heute würde ich vieles anders machen.
So sind auch die meisten Bilder, bei denen ich
mich mit buntem Licht verkünstelt habe, bei
der vorliegenden Auswahl unberücksichtigt
geblieben.
      Diese Reportage verschaffte mir meinen
ersten Auftrag — bei FOCUS im Ressort
Forschung und Technik, bis heute ein Schwer-
punkt meiner Arbeit.