Autorin Katja Ridderbusch
auf dem Flug zur „Stennis“

   
>> RANDNOTIZEN „USS STENNIS“
 
         
   

Diese „mare“-Reportage über einen US-Flug-
zeugträger, der im Persischen Golf auf den
irakischen Diktator Saddam Hussein aufpaßt,
wurde erst mit großer Verspätung in „mare“
veröffentlicht. Die Redaktion hatte sie zuerst
über ein Jahr lang in der Schublade liegen
lassen, so daß sie durch die Ereignisse nach
dem 11. September 2001 eingeholt wurde.
     Dabei war die Geschichte für mich eine
Art Jungentraum: Als Kind hatte ich Plastik-
bausätze von Flugzeugträgern zusammen-
geklebt und Rex-Danny-Comics gelesen.
     „Die Welt“-Redakteurin Katja Ridderbusch
und ich hatten fünf Tage Zeit bekommen.
Wir flogen erst nach Bahrain, wo eine große
US-Basis ist. Von dort aus brachte uns dann
eine Transportmaschine der US-Navy zur
USS JOHN C. STENNIS. Man sitzt in dem
fast fensterlosen Rumpf mit dem Rücken nach
vorne, damit man vom Ruck bei der Landung
in den Sitz hineingepresst wird; das schont
den Körper. Die erste „carrier landing“ werden
wir wohl beide niemals vergessen.

 

Physisch greifbarer Lärm, Hitze, enge Gänge
und der Gestank von Kerosin bestimmten die
folgenden 42 Stunden an Bord; Ohrenstöpsel
waren unentbehrliche Utensilien. Kaum einen
Schritt durften wir ohne Aufsicht tun, was
auf dem Flugdeck ohnehin lebensgefährlich
gewesen wäre. Ein Presseoffizier der Navy
führte uns herum und erfüllte uns geduldig
fast jeden Wunsch, von 6 bis 22 Uhr!
Wahrscheinlich war er hinterher froh, derart
anstrengende Gäste wieder los zu sein.
      Mein komischstes Erlebnis hatte ich
während eines längeren Helikopter-Fluges:
nach eineinhalb Stunden wurde mir speiübel,
die einzig verfügbare Tüte war aber ein
riesiger blauer Müllsack, der bei der offenen
Seitentür im Abwind des Rotors ein quirliges
Eigenleben entwickelte. Ich mußte ihn erst
mühsam auf ein handhabbares Format
zurechtwickeln und mir dann die Öffnung wie
einen Trichter fest an den Mund drücken,
um endlich hineinkotzen zu können. Schade,
daß das keiner fotografiert hat.