Ich freue mich über
Jobs, bei denen ich
spontan arbeiten kann.

(für GEO in der Mongolei)
> > INTERVIEW (Fortsetzung)
 
         

Licht ist ein äußerst wichtiger Bestandteil der
Trickkiste. Es hilft Dinge zu akzentuieren,
den Raum zu erweitern oder zu verengen, oder
die Dinge buchstäblich in einem anderen Licht
zu zeigen. Mit Nachtaufnahmen und langen
Belichtungszeiten lassen sich ebenfalls ver-
blüffende Effekte erzielen.

Viele Wissenschaftsfotos sind inszeniert: Bis
zu welchem Punkt darf ein Fotograf gehen?

     Eine Inszenierung soll realistisch bleiben.
Dabei darf man ruhig ehrlich sein und den
Betrachter spüren lassen, daß es sich um eine
solche handelt.
     Man kann es damit aber auch übertreiben:
Ende der Achtziger etablierte sich der Trend,
Wissenschaftsfotos poppig auszuleuchten,
so daß jeder glaubte, die Forscher arbeiten in
der Disco. Solche Bilder zu machen ist nicht
schwer, und ich muß zugeben, daß das auch

 

für mich ein wichtiger Schritt in meiner Ent-
wicklung war. Aber inzwischen sehen viele,
daß ein Foto nicht immer bunt sein muß, um
interessant zu sein. Ich möchte intelligente
Bilder machen, keine poppig-künstlichen.

Eine Inszenierung erfordert viel Zeit. Wie
bringst Du die Menschen dazu, mitzumachen
und ihre Zeit zu opfern?

     Das kann für die Beteiligten tatsächlich
zur Geduldsprobe werden, aber ich versuche,
ihren Aufwand auf ein erträgliches Maß zu
beschränken. Zuerst spreche ich mit ihnen
und lasse mich herumführen. Danach kann ich
meine Bilder meist stundenlang alleine vor-
bereiten – Perspektive wählen, Licht bauen –
ohne jemanden in Anspruch zu nehmen.
     Wenn es schließlich zum eigentlichen Foto
kommt und jemand posieren muß, dann geht
das in der Regel in einer halben Stunde über

 

die Bühne, das hält man noch gut aus. Und
die meisten haben auch Verständnis dafür,
daß gute Fotografie einfach Zeit braucht.

Was sind Deine Lieblingseinsätze? Welche
Themen machen Dir am meisten Spaß?

     Mir macht vieles Spaß, aber ich freue mich
immer über Jobs, bei denen ich spontan
arbeiten kann. Wo ich meine Ausrüstung mit
mir herumtragen kann und beweglich bin.
Fototasche und Stativ am Mann, ein paar
Objektive, zwei Kameras, und dann los.
     Meine Reportage über Karakorum, die alte
Hauptstadt von Dschingis Khan, funktionierte
über weite Teile so. Wenn Du drei dicke
Alu-Koffer und zwei Stativtaschen mit Dir
herumfährst, bist Du furchtbar unflexibel und
unbeweglich.                                  (weiter...)